TV total in Nöten

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FERNSEHBRANCHE

Die Werbeflaute macht Prosiebensat.1 schwer zu schaffen. Deutschlands größter Fernsehkonzern sucht sein Heil in der Streamingplattform Joyn. Doch die Konkurrenz ist übermächtig

ZUGPFERD FÜR JOYN Die 18 Staffeln von Germany‘s Next Topmodel mit Heidi Klum sollen mehr Nutzer auf die Streamingplattform von Prosiebensat.1 locken

Das rot ausgeleuchtete Fernsehstudio auf dem weitläufigen Gelände von Prosiebensat.1 im Münchner Vorort Unterföhring ist für die große Show mit Bert Habets in der Hauptrolle optimal vorbereitet. Das dezent gesetzte Licht und die großen Kameras stehen für die Vorstandsvorsitzenden des größten Fernsehkonzerns in Deutschland (Prosieben, Sat.1, Kabel Eins, Sixx, Joyn) bereit. Doch für die große TV-Total-Show fehlen dem Niederländer schlichtweg die glänzenden Zahlen für das abgelaufene Jahr. Die Bilanz des früheren RTL-Chefs, der im November 2022 die Führung von Prosiebensat.1, übernommen hatte, leuchtet trotz aller Anstrengungen und einem eisernen Sparkurs am Ende nur matt.

Der Nettogewinn des einstigen Dax- und später MDax-Konzerns in 2023 sank um 25 Prozent auf 225 Millionen Euro. Auch der Umsatz ging mit 3,85 Milliarden (Vorjahr: 4,16 Milliarden Euro) deutlich in die Knie. Der Schuldenstand des TV- und Digitalunternehmens mit 1,55 Milliarden Euro ist weiterhin hoch.

Die schwierige wirtschaftliche Situation bekommen auch die Aktionäre zu spüren. Lieber weniger Schulden als eine höhere Dividende, lautet die Strategie von Habets. Der Vorstand wird der Hauptversammlung daher nur eine Dividende von fünf Cent vorschlagen. Damit bleibt die Ausschüttung für die leidgeprüften Aktionäre konstant. Doch das ist ein schwacher Trost für die Eigentümer. Denn die Aussichten sind schwierig. Für das laufende Jahr kündigte der 53-jährige CEO nur eine leichte Umsatzsteigerung auf 3,95 Milliarden Euro an. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird mit 575 Millionen Euro voraussichtlich stabil bleiben. Doch das Jahr ist noch jung, Risiken lauern überall.

Weltweite Werbeflaute. Die Fernsehbranche leidet unter der schwachen Werbekonjunktur. Die Zukunftsaussichten sind nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern weltweit eher verhalten. Nach einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC wird sich das Umsatzwachstum in der globalen Unterhaltungs- und Medienindustrie bis zum Jahr 2027 weiter verringern. Die starken Wachstumsraten von 5,4 Prozent im Jahr 2022 und 10,6 Prozent im Jahr 2023 kommen nicht mehr wieder. Die bittere Botschaft von PwC: Die Umsätze der Fernsehbranche werden in den nächsten drei Jahren global um 0,3 Prozent zurückgehen. Das heißt, der Kuchen wird nicht zuletzt unter der noch immer hohen Inflation noch kleiner werden.

Bert Habets verbreitet in seinem Fernsehstudio dennoch vorsichtigen Optimismus. Denn im Fall von Prosiebensa

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