Comeback der Nebenwerte“

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INTERVIEW

Nebenwerte hatten zuletzt einen schweren Stand. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich das ändert. Olgerd Eichler von Mainfirst über Titel, die zu Unrecht abgestraft wurden, und solche, die Anleger besser meiden sollten

NEBENWERTE-MANAGER EICHLER „Die Stimmung bei den Unternehmen ist nicht gut, aber auch nicht bedrückend.“
Illustration: VectorStock
GROSS GEGEN KLEIN: Die Bluechips bestimmen noch das Feld – Nebenwerte werden im Schnitt mit einem Abschlag von 20 bis 30 Prozent gehandelt

Nvidia ist mit mehr als zwei Billionen Dollar höher bewertet als der koreanische Aktienmarkt. Bringt Sie das als Nebenwertemanager dazu, Ihre eigene Strategie zu überdenken?

Olgerd Eichler: Nein, aber das Thema ist in der Tat zwiespältig. Es geht damit los, dass die US-Märkte die europäischen in den vergangenen zehn Jahren mit mehr als 200 Prozentpunkten geschlagen haben. Und bricht man den Wertzuwachs innerhalb des US-Marktes herunter, stellt man fest, dass der Anstieg im Wesentlichen auf wenige Aktien vor allem aus dem Tech-Bereich zurückgeht. Wir befinden uns in einer Tech-Bubble, die zwar besser unterfüttert ist als vor 22 Jahren die TMT-Blase. Das kann noch eine ganze Weile weiterlaufen. Doch ich persönlich halte die Bewertung für Nvidia bei weniger als 100 Milliarden Dollar Umsatz für horrend hoch. Solange Nvidia liefert, kein Problem. Doch an dem Tag, an dem Nvidia die Erwartungen nicht erfüllt, kann es ihr wie Intel vor 20 Jahren ergehen. Die hat an einem Tag die Hälfte ihres Wertes verloren.

Befürworter verweisen auf das exponentielle Wachstum...

Eichler: Richtig, Sie werden kein zweites Unternehmen in dieser Größenordnung finden, dessen Umsatz um 200 Prozent zulegt und das eine Marge jenseits der 50 Prozent aufweist. Doch so hoch profitable Unternehmen ziehen Konkurrenten an. Auch andere Halbleiterhersteller haben tiefe Taschen. Und Nvidia hat einen Marktanteil von 90 Prozent. Das mögen Kunden nicht. Ich wage zu behaupten, dass Nvidia in drei Jahren deutlich weniger Marktanteil hat –möglicherweise weniger als 50 Prozent. Das geht zulasten der Preise.

Welches Risiko birgt die hohe Konzentration für die Märkte?

Eichler: Im Moment sehen die Börsen mit sehr viel Wohlwollen auf erfolgreiche Unternehmen. Dabei unterstellen sie, dass die Unternehmen in der Lage sind, auch weiterhin so gute Margen zu erzielen. Bewertungen finden kaum Beachtung. Es geht vor allem um den Newsflow. Hauptsache, der Ausblick ist toll. Das birgt die Gefahr, dass die Rechnung eines Tages nicht mehr aufgeht. Unter den ‚Glorreichen Sieben‘ fällt einer, nämlich Tesla, schon zurück. Die haben mehrfach die Preise gesenkt. Und die Aktie hat sich seit ihrem Höchststand halbiert. Das kann schnell gehen. Man sollte wissen, dass sich viele Aktien in unsicheren Händen befinden. Das erkennt man daran, dass sich deren H

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