Spannender Sachverhalt

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EINLEITUNG

Im europäischen Vergleich ist Strom zwischen Flensburg und Garmisch teuer. Warum daran leider auch unsere Steuerpolitik schuld ist. Und warum die staatlichen Abgaben hoch bleiben müssen, um den Klimawandel hierzulande voranzutreiben

VOLLE LADUNG: Steuern, Abgaben, Umlagen und Netznutzungsentgelte machen 57,5 Prozent des Strompreises aus
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Nur Liechtenstein und Belgien bitten ihre Bürgerinnen und Bürger noch stärker zur Kasse: Privathaushalte in Deutschland zahlen die dritthöchsten Strompreise in Europa! Diese bittere Bilanz zieht eine Datenabfrage des Statistischen Bundesamts im Auftrag der Linksfraktion.

Spanische Haushalte müssen im Vergleich zu deutschen Haushalten weniger als die Hälfte berappen. Auch die Strompreise in Polen, Frankreich und Österreich rangieren deutlich unter denen hierzulande. „Diese Zahlen zeigen, dass die Strompreisbremse der Bundesregierung weitgehend wirkungslos blieb“, klagte Linken-Politiker Dietmar Bartsch. Fast alle europäischen Länder hätten es besser gemacht. „Wir brauchen endlich ein kostengünstiges Grundkontingent pro Haushalt und Person“, forderte der Ökonom.

Dass Strom hierzulande vergleichsweise teuer ist, hängt mitunter auch an den hohen Netzentgelten. Diese sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Hart trifft es Haushalte im Norden der Republik, in denen erneuerbare Energien wie Windkraft verstärkt – und damit auch Leitungen – ausgebaut werden. So löhnt heuer etwa ein Privathaushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden (kWh) in Schleswig Holstein pro Jahr 548 Euro an Netznutzungsentgelten. Im Vergleich zu 2023 ist dies ein Plus von 14 Prozent (s. dazu auch S. 8).

Netznutzungsentgelte fließen nicht nur in den Ausbau und die Instandhaltung von Leitungen. Sie dienen Versorgern auch zur Finanzierung von Zählerinstallationen und deren Ablesung sowie Abrechnungen des Stromverbrauchs. Im jeweiligen Verteilnetz werden die Netznutzungsentgelte von den Verbrauchern im Kollektiv getragen.

Generell müssen Privathaushalte in Deutschland heuer deutlich höhere Netzgebühren im Rahmen ihrer Stromrechnungen schultern. Und zwar im Bundesdurchschnitt rund 26 Prozent mehr. Schuld daran ist auch der Wegfall der staatlichen Zuschüsse über insgesamt 5,5 Milliarden Euro zu den Übertragungsnetzentgelten. „Angesichts des hohen Investitionsbedarfs beim Ausbau der Energieinfrastruktur rechnen wir auch in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Stromnetzentgelten für Haushalte in Deutschland“, prophezeit Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Üppige Energiekosten sind auch einer der Gründe für eine noch immer hohe Inflationsrate hierzulande (s. dazu S. 8).

Um Verbraucher künftig vor allzu großer Volatilität der Strompreise in Europa zu schützen, plant das EU-Parlament gerade eine Reform des Strommarkts. Im Rahmen dess

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