Wen würde die Börse wählen?

3 min lesen

AKTIENMARKT

Der „Super Tuesday“ konfrontiert Anleger mit der Frage, ob die Wahl des US-Präsidenten Einfluss auf die Aktienmärkte nehmen wird. Ein Blick auf die vergangenen 100 Jahre verrät: Das ist unwahrscheinlich

HISTORISCHE EINORDNUNG: Die New Yorker Börse hat in den vergangenen 100 Jahren auf Präsidentschaftswahlen unterschiedlich reagiert
Foto: STOCKFOLIO® /Alamy Stock Photo

Kurzfristiges Zittern rund um die Wahl

Wenige Monate vor und nach dem Wahltag schwanken die Kurse an der US-Börse stärker als sonst. Dieser Effekt legt sich wieder – eine Ausnahme sind globale Schocks wie die Finanzkrise 2008

Kausalität oder Korrelation?

Sind die Kurse drei Monate vor der Wahl gestiegen, gewinnt der Amtsinhaber mit 86 Prozent Wahrscheinlichkeit. Wahl und Wirtschaft beeinflussen sich gegenseitig. Die Richtung ist aber nicht immer klar

Wahljahre schneiden schlechter ab. Der Aktienindex S&P 500, der die Wertpapiere der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen vereint, entwickelt sich in diesen Jahren etwas schlechter als im Durchschnitt. Das trifft auf die Hälfte aller Wahljahre seit 1924 zu. Groß fällt der Unterschied mit 7,5 Prozent Rendite in Wahljahren im Vergleich zu acht Prozent laut der Investmentbank J. P. Morgan allerdings nicht aus. Das zweite und insbesondere das dritte Jahr der Präsidentschaft entwickeln sich tendenziell besser. Auch unter dem aktuellen Präsidenten Joe Biden kletterte die Rendite im dritten Amtsjahr etwas höher. Ob dieses zyklische Muster auf den Wirtschaftsfokus des Amtsinhabers kurz vor der potenziellen Wiederwahl zurückzuführen ist, lässt sich nicht zweifelsfrei beantworten.

Für amerikanische Unternehmen wird jedenfalls in Wahljahren gerne etwas Gutes getan. 19 der 25 Präsidentschaftswahljahre in den vergangenen 100 Jahren waren von positivem Wirtschaftswachstum begleitet. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat mit Ausnahme des Jahres 2012 seit den frühen 50er-Jahren in allen von ihnen den Leitzins angepasst. Dass der US-Börsenindex innerhalb des Wahljahres stärker schwankt als im Jahresvergleich, lässt die zeitliche Begrenzung des Effekts erahnen.

Selbst Schockereignisse wie die Ermordung von Präsident John F. Kennedy 1963 oder der Terroranschlag auf das World Trade Center 2001 lassen Aktienkurse nicht lange fallen. Nach durchschnittlich 49,8 Tagen hat sich die US-Börse bisher infolge (sicherheits-)politischer Marktschocks normalisiert, wie der Finanzdienstleister LPL Financial errechnet hat. Ausnahmen wie die Covid-19-Pandemie und der Einmarsch von US-Truppen in den Irak ziehen diesen Durchschnitt nach oben. Entscheidend ist, ob politische Ereignisse langfristig den Rahmen des Finanzmarktes beeinflussen, und Anleger das auch zur Kenntnis nehmen.

Märkte bevorzugen Altbekanntes

In ruhigen Zeiten gewinnen

Dieser Artikel ist erschienen in...