Anfangs wurden wir belächelt“

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INTERVIEW

Wie können sich Frauen in der Finanzwelt behaupten? Anne Connelly, Gründerin der Fondsfrauen, über überkommene Stereotype und ein verändertes Selbstverständnis

Frauen haben 2022 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient als Männer. Selbst der bereinigte Gender Pay Gap liegt noch bei sechs Prozent. Wie ist das zu rechtfertigen?

Anne Connelly: Gar nicht. Daran sieht man, dass es noch ein langer Weg hin zur Gleichberechtigung ist. Wir haben gerade die ersten Baby-Steps hinter uns.

Noch deutlicher wird das in der Finanzbranche, die als besonders „männerlastig“ gilt...

Connelly: Richtig. Die Finanzbranche ist nach wie vor kein sehr beliebter Arbeitgeber bei weiblichen Beschäftigten. Mit KPMG und der Universität Mannheim geben wir Fondsfrauen regelmäßig eine Studie zur Frauen-Quote bei den deutschsprachigen Asset-Managern heraus. Der gesamte Frauenanteil lag 2022 bei 40 Prozent. Auf Geschäftsleitungsebene betrug er nur 13 Prozent.

Wie verlief Ihr Karrierestart?

Connelly: Ich habe Ende der 80er-Jahre bei Pioneer Investments (Anm. d. Red.: 2016 von Amundi übernommen) in den USA angefangen. Mein Opa war Banker bei der Sparkasse, meine Mutter arbeitete bei einer Versicherung. Ich selbst hatte mit Finanzen eigentlich wenig am Hut, war aber vom ersten Arbeitstag an fasziniert vom Thema Börse. Dass ich eine Frau war, fiel nicht weiter ins Gewicht. Bei Pioneer gab es viele Frauen – auch im Management.

Bei den Angelsachsen im Unterschied zu den Deutschen?

Connelly: Ja, nicht das Geschlecht machte den Unterschied aus, sondern die Leistung. Über Diversität hat niemand gesprochen. In meinem Fall dachte man wohl: ‚Die kann das wuppen.‘

Also hat man mir eine Chance gegeben. Bei einem deutschen Unternehmen hätte ich keine solche Karriere gemacht. Zurück in Deutschland, arbeitete ich viele Jahre als Geschäftsführerin für Morningstar – auch ein US-Unternehmen. Dass ich eine Frau war, war auch dort ein Non-Event. Doch bei den deutschen Asset-Managern gab es in der Tat sehr wenige Frauen. Damals überlegte ich, wie man Frauen besser unterstützen könnte. Da gab es weit und breit nichts. Also habe ich ein Konzept entworfen. So sind die Fondsfrauen entstanden.

Und wie kam das in der Branche an?

Connelly: Anfangs wurden wir von den Jungs belächelt. Die Männer haben uns schlicht nicht ernst genommen. Doch inzwischen kommt man an uns nicht mehr vorbei. Bei unserer Jahrestagung in Mannheim haben wir stets das komplette Hotel belegt. Dieses Jahr ist die Konferenz aus allen Nähten geplatzt.

Was bieten die Fondsfrauen?

Connelly: Neben vielen Veranstaltungen bieten wir ein riesiges Netzwerk und großes Mentoring-Programm, geben Studien in Auftrag, haben einen Blog und bringen einen Newsletter heraus. Wir haben Initiativen für den Nachwuch

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