Zins plus Kursfantasie

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ANLEIHEN

Zinssenkungen der Notenbanken erscheinen nur eine Frage der Zeit. Die Kapitalmärkte dürfte das beflügeln mit Aussicht auf schöne Erträge für Anleihe-Investoren

DIE WELLE REITEN: Der Start der Abwärtsphase bei den Zinsen bis Sommer ist wahrscheinlich, wobei die Märkte auch in Zukunft einen Zinssockel klar über null erwarten

Same procedure as everytime – die gleiche Prozedur wie jedes Mal: In Abwandlung des berühmten Satzes von Miss Sophie an ihren Butler James beim „Dinner for one“ lässt sich dies für die Zinsmärkte sagen, seit die Renditen dort ein langjähriges Hoch erreichten. Regelmäßig beginnt seitdem vor Sitzungen der Europäischen Zentralbank (nächste am 7. März) und der US-Notenbank Fed (20. März) das Orakeln, ob die Währungshüter nun endlich die nächste Zinssenkungswelle einläuten.

Für Märkte wie für Anleger wäre das ein klares Signal, bei Anleihen auf die Käuferseite zu gehen. Denn dann winkten neben den inzwischen wieder akzeptableren Jahresrenditen zusätzlich Kursgewinne mit Aussicht auf einen zweistelligen Ertrag über die Jahre 2024 und 2025 selbst bei Bundesanleihen. Und nicht nur hier allein. Unternehmensbonds könnten noch den ein oder anderen Prozentpunkt an Gewinn mehr bringen. Ein „attraktives Gesamtrenditepotenzial“ macht die Investmentgesellschaft Barings hier aus.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Zuletzt waren es indes die Notenbanken selbst, die den Optimisten einen Dämpfer versetzten. Obwohl die EZB ihren Leitzins seit Mitte 2022 von null auf zuletzt 4,50 Prozent und die Fed den ihren von 0,25 auf 5,25 bis 5,50 Prozent anhob, gaben sich sowohl Fed-Chef Jerome Powell wie auch sein Pendant bei der EZB, Christine Lagarde, bisher in Sachen Zinssenkung sehr zögerlich.

Den Grund dafür sehen Experten vor allem in der hartnäckigen Kerninflation (Preise ohne Energie und Nahrung), die mit 3,3 Prozent im Euroraum und 3,9 Prozent in den USA zuletzt immer noch klar über dem Inflationsziel beider Notenbanken von zwei Prozent lag. Der Kampf gegen die Inflation gehe in die Verlängerung, warnt daher Jonathan Gregory, Fondsmanager bei UBS Asset Management.

Stimmungsanzeiger Bundesanleihen

Ihre durchschnittliche Rendite legte nach der Euphorie zum Jahresende 2023 wieder merklich zu, wenn auch nicht auf frühere Gipfel - gut für Anleger, die sich jetzt noch bei Zinspapieren einklinken wollen

Illustration: Adobe Stock

Das wahrscheinlichste Szenario beschreibt Axel Angermann, Chefvolkswirt bei der Bad Homburger Feri Gruppe: EZB wie auch Fed würden weitere Zinserhöhungen praktisch ausschließen. „Beide Notenbanken stellen Zinssenkungen im laufenden Jahr in Aussicht, dämpfen dabei jedoch allzu hochfliegende Erwartungen der Märkte“, meint er.

Diese reagierten entsprechend. Die Zinseuphorie gegen Ende 2023 wich inzwischen Ernüchterung. A

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