Raten Sie mal, wo das Upside größer ist“

6 min lesen

INTERVIEW

Die Biontech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin sprechen mit FOCUS MONEY über ihre ambitionierten Pläne, einen Umbruch in der Medizin und den Aktienkurs

Dank des Erfolgs mit dem Covid-Impfstoff Comirnaty hat Biontech heute Cash-Reserven von rund 17,5 Milliarden Euro. Was machen Sie damit?

Ugur Sahin: Die finanziellen Mittel eröffnen uns die Möglichkeit, die Onkologie-Pipeline bis 2030 entscheidend weiterzuentwickeln und künftige Innovationswellen zur Behandlung anderer Erkrankungen voranzubringen. Üblicherweise eilt der Börsenwert einem Unternehmen ein Jahr voraus. Unsere strategischen und finanziellen Prioritäten haben wir im Januar vorgestellt. Ab 2025 wollen wir wieder ein Umsatzwachstum erzielen und ab 2026 mit ersten Krebsmedikamenten auf den Markt kommen. Wir sind gleichermaßen entspannt und fokussiert.

Ihre Forschungsausgaben haben Sie zuletzt reduziert. Warum?

Sahin: Weil wir erfreulicherweise weniger Geld benötigt haben, als wir dachten. Wir sind daran interessiert, möglichst sparsam in neue, externe Technologien zu investieren. Bei solchen Investments schauen wir uns recht frühe Studienergebnisse an. Unsere breite Kenntnis in der Immunologie hilft hier immens bei der Evaluierung. So können wir früh in ermutigende Kandidaten investieren, die natürlich finanziell attraktiver sind als Kandidaten, die in einer Phase-3 sind. Zwei der Kandidaten, in die wir 2023 investiert haben, sind jetzt bereits in Phase-3-Studien.

Nicht alle Anleger sind mit dieser Übergangsphase glücklich. Die Umsätze sinken und das Unternehmen steckt viel Geld in eine ungewisse Zukunft. Ihr Unternehmen war am Aktienmarkt schon dreimal so viel wert wie heute.

Sahin: Der tagesaktuelle Kurs ist bei Wachstumswerten nicht entscheidend. Wir haben mit Biontech die Chance, mit Technologie und Innovation eine medizinische Transformation und damit unsere Vision zu realisieren. Es geht um künftige und nachhaltige Wertschaffung zusätzlich und unabhängig vom Covid- 19-Impfstoffgeschäft. Die Branche steht am Anfang eines medizinischen Umbruchs. Und der Erfolg unseres Covid-19-Impfstoffs ermöglicht es uns, jetzt aus eigener Kraft in unsere Zukunft zu investieren und Treiber dieser Transformation zu sein. Wir wollen in der Onkologie ein Multi-Produkt-Unternehmen aufbauen.

Ihre Grundidee ist es, eine Art Google oder Apple der Medizin zu werden, also eine Plattform, eine Art Werkzeugkasten gegen den Krebs. Ist der schon ausreichend bestückt?

Sahin: Wer in der Onkologie für möglichst viele Patienten einen spürbaren Unterschied machen will, muss die Plattformen – oder einfach gesagt: den Werkzeugkasten – kontinuierlich auf dem neuesten Stand halten. ADCs zum Beispiel waren vor vier Jahren zwar schon bekannt, aber sie hatten Limitationen in Bezug auf

Dieser Artikel ist erschienen in...