Günstig wie lange nicht

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EMISSIONSHANDEL

Der Preis europäischer Emissionsrechte ist deutlich gefallen, könnte aber auch rasch wieder steigen. Anleger sind mit Zertifikaten dabei

Wer die Umwelt schont, wird belohnt

Der 2005 in der EU eingeführte Emissionsrechtehandel soll Unternehmen finanzielle Anreize bieten, klimafreundlicher zu werden

Seltsam: Da steigt hierzulande der CO2-Preis für Brennstoffe wie Benzin, Diesel, Erdgas und Heizöl zum 1. Januar 2024 von 30 auf 45 Euro pro Tonne. Gleichzeitig werden europäische Emissionsrechte, kurz EUA (European Union Allowance), immer billiger. Seit März 2023 ist deren Preis sogar um mehr als 40 Prozent eingebrochen – und damit der Wert von Zertifikaten, mit denen Privatanleger auf die Preisentwicklung dieser Berechtigungen setzen können. Wie passt das zusammen? Was sind die Gründe für den Preisverfall? Und ist jetzt vielleicht ein günstiger Einstiegszeitpunkt?

Zwei Systeme. Die Antwort auf die erste Frage liefert die unterschiedliche Bepreisung. In beiden Fällen soll zwar der Ausstoß von CO2 über die Ausgabe von Emissionsrechten reduziert werden. Im ersten handelt es sich jedoch um den 2021 in Deutschland eingeführten nationalen Emissionshandel. Bei diesem wird der Preis für die Tonne CO2 aktuell noch von der Politik festgelegt. Und genau der wurde zuletzt deutlich angehoben.

Beim 2005 eingeführten Europäischen Emissionshandelssytem EU ETS bildet sich der CO2 -Preis hingegen am Markt durch Angebot und Nachfrage nach dem „Cap and Trade“ Prinzip (s. Erklärung links). Idee: Es gibt immer nur eine bestimmte Höchstmenge an Emissionsrechten (Cap). Die am EU ETS beteiligten Unternehmen, etwa Kraftwerksbetreiber und Fluggesellschaften, dürfen dadurch nur eine vorab festgelegte Menge CO2 in die Atmosphäre pusten. Wer mehr Emissionsrechte benötigt als zugewiesen, kann von denen, die nicht so viel brauchen, welche abkaufen. Durch diesen Handel (Trade) bildet sich ein Marktpreis für eine emittierte Tonne Kohlenstoffdioxid.

Viel Gegenwind. Aber warum ist dieser zuletzt so stark gefallen, wenn die EU nicht nur die jährliche CO2 -Menge festlegt, sondern die Obergrenze auch noch regelmäßig herabsetzt – und so das Angebot an EUAs künstlich verknappt? Für die Rohstoffexperten der Société Générale hat das vor allem mit der schwächelnden Nachfrage zu tun. In ihrem Rohstoffausblick 2024 heißt es, dass „die EU-Konjunktur an Fahrt verliert, womit den im Emissionshandel erfassten energieintensiven Branchen trotz gesunkener Energiepreise weiterhin der Wind entgegenbläst“. Gleichzeitig sinke der Stromverbrauch in der Europäischen Union und fossile Energieträger – allen voran Kohle – würden im europäischen Strommix deutlich an Boden verlieren. Die Folge: Der Bedarf an Emissionsrechten sinkt und dämpft somit den CO2 -Preis.

Aber auch das Angebot an EUAs selbst verringert

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