Strauchelnder Drache

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STANDPUNKT

Immobilienkrise und Regulierungen haben Chinas Aktienmarkt schwer zugesetzt. Bringt das Jahr des Drachen die Wende?

TILMANN GALLER ist globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt
Foto: J.P. Morgan Asset Management

Über zwei Milliarden Menschen

Morgan Asset Management. Das nominale BIP ist die Summer der letzten vier Quartale. Die Gewinne je Aktie des MSCI China sind der Durchschnitt der letzten vier Quartale in USD. Stand der Daten: 14.02.24.
Quelle: Bloomberg, J.P.

in Asien und der Welt feiern in diesen Wochen das neue Jahr. Auf das Jahr des Hasen folgt nun der hölzerne Drache: ein Symbol für Wachstum, Fortschritt und Überfluss. Nach Kursverlusten von rund 25 Prozent in 2023 wäre das für Anlegerinnen und Anleger in chinesischen Aktien eine mehr als willkommene Trendwende. Doch wie gut stehen die Chancen aus fundamentaler Sicht, dass das Drachenjahr seinem guten Ruf gerecht werden kann? Sind die Bewertungen chinesischer Aktien günstig genug, um zu einer besseren Wertentwicklung beizutragen?

Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld kann bestenfalls als durchwachsen bezeichnet werden. Die wichtigsten Wirtschaftskennzahlen Chinas haben sich in den letzten Monaten stabilisiert. Das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal war stark genug, um das reale Bruttoinlandsprodukt für 2023 mit 5,2 Prozent knapp über das offizielle Wachstumsziel der Regierung zu heben. Die Industrieproduktion mit einem Plus von 6,8 Prozent im Vorjahresvergleich trug maßgeblich dazu bei.

Trotz der ermutigenden Zahlen gibt es für die Erholung weiterhin Gegenwind. Die größte Herausforderung ist die schlechte Stimmung der privaten Haushalte und Unternehmen. Die Immobilienkrise spielt hier eine entscheidende Rolle, denn zwei Drittel der chinesischen Privatvermögen steckt in Immobilien. Die Übertreibungen auf diesem Markt sind enorm und die Fallhöhe ist hoch. Der durchschnittliche Wohnungspreis in den Metropolen beträgt das 40-fache des verfügbaren Einkommens, im Vergleich zum Zehnfachen den USA. Das hohe Preisniveau und eingetrübte Zukunftsaussichten haben zu einem Einbruch der Immobiliennachfrage geführt, während gleichzeitig das Angebot um 22,2 Prozent im Jahresvergleich angestiegen ist. Bauinvestitionen sanken 2023 um 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Einbruch in der Bautätigkeit verschlechtert wiederum die Bilanzen von Bauträgergesellschaften, die zu rund 50 Pro-zent aus dem Privatsektor finanziert sind. Das führte bei den Kreditgebern zu enormer Besorgnis über den Verbleib von Anzahlungen und Vorschüssen. Den Lokalregierungen geht aufgrund der fehlenden Baulandverkäufen eine wichtige Finanzierungsquelle verloren. Sie müssen deshalb ihre Haushalte konsolidi

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