Diener der Despoten

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Korruption, Bestechlichkeit, Spionage: Der Wahlkampf der AfD mit ihrem EU-Spitzenkandidaten Maximilian Krah ist aus dem Ruder gelaufen. Stoppt eine Serie von Skandalen den Siegeszug der Rechtsextremen?

Quo vadis, AfD? Seit Wochen befindet sich die Partei im Verteidigungsmodus. Im Zentrum: Maximilian Krah, Spitzenkandidat für die Europawahl
Foto: Michael Kappeler/dpa

Der, der immer noch die Nummer eins ist, aber nur auf dem Papier, verlässt den Reichstag durch den Hintereingang. Es ist ein symbolträchtiges Bild. Maximilian Krah kommt allein zurück vom Krisengespräch mit den AfD-Chefs Tino Chrupalla und Alice Weidel. Es hat nur zwanzig Minuten gedauert. Verdammt kurz für einen Verdacht, der so schwer wiegt, dass der Bundestag eine Aktuelle Stunde anberaumt hat unter der Überschrift „Bedrohung für unsere Demokratie – China, Russland und die AfD“.

„Eine unangenehme Angelegenheit“, wird Krah später sagen. Im Fahrstuhl hat er eben noch um Fassung gerungen. Beim Anblick der Fotografen drückt er das Kreuz durch und setzt sein Pokerface auf. Kein Hauch von Reue oder Selbstzweifeln. „Ich bin und bleibe Spitzenkandidat“, sagt er. Die Vorwürfe richten sich nicht gegen ihn selbst, sondern gegen seinen Mitarbeiter, Jian G. Er werde den Mann noch am selben Tag feuern.

Für Krah, so scheint es, ist das Problem damit erledigt. Für die AfD-Parteichefs aber fängt es erst an. Tino Chrupalla spricht von „Rufschädigung“. Und davon, dass der Wahlkampf vorerst ohne Krah stattfinde. Es ist eine Blamage für den Kandidaten – und der GAU für die AfD. Hat nicht gerade sie versprochen, alles besser zu machen als die von ihr als korrupt diffamierten „Systemparteien“? Jetzt steht sie selbst am Pranger.

Im Innern des Bundestags gerät die Aktuelle Stunde zum PR-Desaster. Tino Chrupalla versinkt in seinem Sessel. Alice Weidel ist gar nicht erst erschienen. Betretenes Schweigen bei den Abgeordneten. Fast achtzig Minuten lang müssen sie sich anhören, die AfD sei eine „Schande für Deutschland“, sie habe ihr Vaterland an Diktatoren verkauft. Der stellvertre-tende Grünen-Fraktionschef Konstantin von Notz ätzt, sie gebärde sich wie eine „Hofschranze“ gegenüber China und Russland.

Es geht nicht nur um Krah. Petr Bystron, Alexander Gauland, Björn Höcke, Tino Chrupalla – die Liste der AfD-Politiker, die als Lobbyisten für China oder Russland auftreten, ist lang. Man weiß längst, dass Länder versuchen, über Abgeordnete Einfluss auf die Politik zu nehmen. Dass Geld fließt, der Verdacht liegt nahe. Doch dass dahinter ein System stecken könnte, ist nun zum ersten Mal belegt.

In der vergangenen Woche wurde ein Manifest bekannt, das der Kreml für die AfD entworfen haben soll. Deutschland werde von der „Partei der Feinde Deutschlands“ regiert, steht da. Sie müsste du

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