„Wird Infineon zur neuen Nvidia, Herr Schneider?“

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Das €uro-Interview

Der Halbleiterwert im DAX entwickelt auch Power-Chips für KI. Finanzchef Sven Schneider über den Boom in der Branche, den gebremsten Absatz bei E-Autos und das langfristige Potenzial der Aktie

Finanzvorstand Sven Schneider: Schwört auf Siliziumcarbid und die Lernfähigkeit der Investoren

€uro: Herr Schneider, die Nvidia-Aktie ist der Star der Börse, die Grafik- und KI-Chips sind wahnsinnig begehrt. Was ist die heißeste Ware von Infineon?

Sven Schneider: KI bietet auch für uns großes Potenzial. Stichwort Energieeffizienz: Am Ende der Dekade dürften Rechenzentren für bis zu sieben Prozent des globalen Strombedarfs stehen — das entspricht dem Stromverbrauch Indiens. Wären umgekehrt alle heutigen Rechenzentren schon mit unseren Leistungshalbleitern ausgestattet, ließe sich weltweit jedes Jahr der Energiebedarf von Portugal einsparen.

Was hat Infineon hier zu bieten, was andere nicht haben?

Heutige Server basieren meist auf siliziumbasierten Halbleitern. Mit zunehmenden Leistungsanforderungen und höheren Spannungen geht der Trend zu sogenannten Verbindungshalbleitern auf Grundlage von Siliziumcarbid oder Galliumnitrid. Unsere Akquisition von GaN Systems im vergangenen Jahr leistet hier einen wichtigen Beitrag. So sind wir einer der ersten integrierten Hersteller, der diese Technologie einsetzt. Verbindungshalbleiter werden gebraucht in KI-Rechenzentren, aber auch in Elektroautos oder bei regenerativen Energien.

Und was bringt das in barer Münze?

2023 haben wir den Umsatz bei Siliziumcarbit (SiC) um 65 Prozent auf 500 Millionen Euro gesteigert, weitere 50 Prozent Steigerung sind dieses Jahr geplant. 2025 wollen wir mit SiC über eine Milliarde Euro erlösen, gegen Ende der Dekade peilen wir bis zu sieben Milliarden Euro Umsatz an.

Sie sagen, Infineon wächst mittelfristig über zehn Prozent pro Jahr. Wie geht das?

Unsere fünf großen Wachstumstreiber sind die Elektromobilität, autonomes Fahren, erneuerbare Energien, IoT — also das Internet der Dinge — sowie Rechenzentren und KI.

Wie lukrativ ist der KI-Hype?

Vor dem KI-Boom lag der Wert der eingesetzten Halbleiter pro Server unter 100 Dollar. Heute verkaufen wir Material im Wert von 850 bis 1800 Dollar pro Server für KI-Rechenzentren. Im laufenden Geschäftsjahr summiert sich das auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. Mittelfristig wollen wir hier eine Milliarde Euro erlösen. Das Wachstum ist exponentiell.

ALLE BILDER: AXEL GRIESCH/BÖRSENMEDIEN
Campeon in Neubiberg: In der idyllisch gelegenen Konzernzentrale vor München diskutierte Schneider (l.) mit den €uro-Redakteuren Stephan Bauer (M.) und Klaus Schachinger (r.).

Die Autoindustrie ist Ihre wichtigste Absatzbranche. Die Begeisterung für Elektroautos nimmt gerade spürbar

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