Auge um Auge, Zoll um Zoll

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In der Wirtschaft- und Handelspolitik weichen die US-Präsidentschaftskandidaten weit voneinander ab. Welche Folgen das für europäische Unternehmen hat

Für ihn ist die Wahl bereits entschieden. „Ich bin der 45. und der 47. Präsident der USA“, sagt Donald Trump. Jüngste Umfragen bestätigen den voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner in seiner Zuversicht, am 20. Januar 2025 vor dem Kapitol in Washington ein zweites Mal den Amtseid zu leisten. CBS und „New York Times“ zufolge liegt er vier beziehungsweise fünf Prozentpunkte vor Joe Biden.

Trumps Vorteil: Viele US-Bürger stimmen mit dem Geldbeutel ab. Auch in den wahlentscheidenden Swing States wie Michigan, Georgia und Wisconsin ist eine Mehrheit der Ansicht, dass es ihr mit dem 77-jährigen Immobilienunternehmer finanziell besser gehen werde.

Der Amtsinhaber wird dagegen weiterhin für den Anstieg der Lebenshaltungskosten insbesondere bei Mieten und Benzin verantwortlich gemacht, selbst wenn die Teuerungsrate längst wieder deutlich unter ihr Hoch von neun Prozent im Jahr 2022 gesunken ist. „Biden“, sagt Trump „hat unsere große Nation an den Rand des Abgrunds geführt.“

„Make America Great Again“ — wie er die Mission in die Tat umsetzen will, erläutert Trump in 47 Videos, anzuklicken auf der Website donaldjtrump.com/ agenda47. Seine Sätze hält er knapp, kurz und kämpferisch. Die Inhalte sind leicht verständlich, gespickt mit Eigenlob beziehungsweise mit persönlichen Beleidigungen des politischen Konkurrenten. Komplexe Sachverhalte oder mögliche negative Folgen seiner geplanten Schritte bleiben unerwähnt. Kein Politikfeld wird ausgelassen: Innen- und Außenpolitik, Energie, Bildung, Verteidigung, Veteranen, Obdachlosigkeit, Kriminalität und vor allem Wirtschaft.

Mit dem „Trump Reciprocal Trade Act“ will er gleich mehrere Probleme auf einen Schlag lösen. „Unter meiner Regierung haben unsere Handelspartner zwei Möglichkeiten“, erklärt Trump. Entweder sie schafften alle Zölle auf US-Exporte ab, oder sie müssten Milliarden Dollar an die USA überweisen: „Wir werden sie genauso hoch besteuern wie sie uns. Auge um Auge, Zoll um Zoll.“ Das sei nur gerecht. Aktuell würden die USA deutlich geringere Zölle auf Waren aus anderen Ländern erheben als diese auf US-Produkte. Die Zölle Chinas lägen im Schnitt um 341, die der EU um 50 Prozent höher, behauptet Trump.

„Schluss mit den Ungleichgewichten, Zeit zu handeln“, sagt Trump. Wenn die USA die Tarife anheben, sinke das Handelsbilanzdefizit, erhöhten sich die Staatseinnahmen, folgert Trump. Die USA könnten dann auch endlich den Schuldenberg von 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts abtragen. Höhere Zolleinnahmen eröffneten zudem Steuersenkungsspielräume sowohl für Un- ternehmen — von 21 auf 15 Prozent — als auch für Privatpersonen. Und sie machten Arbe

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