ChatGPT, kannst du Geopolitik?

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Frank Mertgen, Chefredakteur

Editorial

Wenn die Börse richtigliegt, kann die Bedeutung der künstlichen Intelligenz (KI) gar nicht überschätzt werden. Das bestätigt ein Blick auf die Aktienkurse von Nvidia und Microsoft. KI rückt aber auch ins Zentrum der immer schärferen geopolitischen Konflikte.

Schon 2017 sagte der russische Präsident Wladimir Putin: „KI ist die Zukunft nicht nur Russlands, sondern der ganzen Menschheit.“ Fünf Jahre später erklärte der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, Xi Jinping: „Wir werden (...) die Schlacht in Schlüsseltechnologien gewinnen.“ Die Citigroup beobachtet daher bereits ein „KI-Wettrüsten“. Geopolitische Prioritäten werden wirtschaftliche Entscheidungen immer stärker bestimmen, „durch Exportkontrollen, Sanktionen, Zölle, Industriepolitik und Investitionsprüfungen“, erwartet Goldman Sachs.

Der Prozess läuft schon: Im Oktober 2023 verschärften die USA Exportkontrollen für Hochleistungschips und Lithografiesysteme, die zentral für die Entwicklung künstlicher Intelligenz sind. Bei der generativen KI vom Schlag ChatGPT liegen die USA klar vorn; dank ihrer weltweit führenden Unis und Unternehmen, aber auch dank einer offenen Gesellschaft. Chinas Angst, dass generative KI die Wahrheit ans Licht bringt, zeigte sich im April 2023 in der Anforderung, dass „mit generativer KI erzeugter Inhalt die kernsozialistischen Werte verkörpern muss und nicht zur Untergrabung der nationalen Souveränität oder zum Sturz des sozialistischen Systems anstiften darf“. Solcher Murks kann China bremsen, es wird bei KI jedoch Hauptrivale der USA bleiben.

Und die EU? Als Top-Bürokratie hat sie vor allem Regeln ausgetüftelt: „Das KI-Gesetz macht die

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