Die Fluchtwährung

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Wie kann man selbst in Diktaturen Vermögen sichern und eventuell transferieren? In einer Welt in der Polykrise wächst die Attraktivität des Bitcoins

VON FRANK MERTGEN

Krisenländer (von oben links im Uhrzeigersinn), in denen der Bitcoin begehrt sein dürfte: Taiwans Marine im Manöver, Argentinier protestierten gegen Radikalreformen, der Ukraine-Krieg geht ins dritte Jahr, das gewaltgebeutelte Südafrika wählt 2024
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Welch ein Durchbruch für den Bitcoin: Am 10. Januar ließ die US-Wertpapieraufsicht SEC letztlich Bitcoin-Spot-ETFs zu, gleich elf an der Zahl, darunter von so bekannten Adressen wie Blackrock und Fidelity. Ein regulatorischer Durchbruch. Ein Investment in die wichtigste Kryptowährung ist nun kinderleicht und der Zugang auch für Großanleger (institutionelle Anleger) einfacher. In die neuen Bitcoin-ETFs, die direkt in die Digitalwährung investieren, flossen binnen zwei Wochen rund vier Milliarden US-Dollar. Der Bitcoin-Kurs, der im Vorfeld der erhofften Zulassung stark gestiegen war, gab danach dennoch erst einmal deutlich nach, trotz der mit der ETF-Zulassung verbundenen Anerkennung als Anlageklasse.

Das Anti-Staatsgeld. Die Fokussierung auf das Anlagevehikel Bitcoin überstrahlt derzeit die politisch-gesellschaftliche Dimension des Kryptogelds. In einer Welt der Brüche, der übergriffigen Diktaturen, der Deglobalisierung, der brisanten Polarisierung selbst in traditionsreichen Demokratien, schlicht der Polykrise, wächst der Appeal einer Währung, die einzelne Menschen machen, verstreut über den Globus. Ein Geld, gerade nicht ausgegeben von Staaten und ihren (oft politisch beeinflussten) Zentralbanken. Bitcoin-Fans sprechen von einer dezentralen Finanzwelt.

Wie schrieb schon am 31. Oktober 2008 der oder die Bitcoin-Gründer unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto? „Ich habe an einem neuen elektronischen Zahlungssystem gearbeitet, das vollständig auf gleichberechtigten Rechner-zu-Rechner-Verbindungen beruht und keinen vertrauenswürdigen Dritten erfordert.“ In einer Kette, der Blockchain, werden alle Transaktionen festgehalten; dank des digitalen Protokolls können alle im Netzwerk verfolgen, ob eine Transaktion valide ist. Und die Teilnehmer haben einen starken Anreiz, im Netzwerk zu bleiben, da ihre Mitwirkung mit neuen Bitcoins belohnt wird.

Für den Worst Case. Gäbe es den Bitcoin noch nicht,

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