„Bonds sind echte Rivalen für Aktien“

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Das Börsenjahr 2024 wird turbulent, erwarten die Top-Vermögensverwalter Deutschlands. Im Gespräch verraten sie, welche Aktien trotzdem ein Kauf sind und wo Anleger sonst spannende Investments finden

VON TOBIAS AIGNER

ROUNDTABLE

Börsenprofis mit klaren Aussagen (v. l.): Philipp Vorndran, Hendrik Leber, Jens Ehrhardt, Frank Fischer und Michael Reuss
BILD: AXEL GRIESCH/BÖRSENMEDIEN

Munter steigende Zinsen, der militärische Konflikt in Gaza: Im zweiten Halbjahr 2023 trübte sich die Stimmung an den Börsen merklich ein. Sind die Hiobsbotschaften jetzt verdaut? Und wie stellen sich Anleger in dieser kritischen Phase am besten auf? €uro hat Deutschlands führende Vermögensverwalter im Louis Hotel in München versammelt, um die Lage an den Weltbörsen einzuordnen.

€uro: Die Aktienmärkte nehmen zwei schwere Hypotheken mit ins neue Jahr: hohe Zinsen und geopolitische Konflikte. Müssen wir uns auf ein ruppiges 2024 an den Börsen einstellen?

Jens Ehrhardt: Das wird ein sehr herausforderndes Jahr. Bis in den Januar können die Kurse aus markttechnischer Sicht noch steigen. Aber wir haben 2023 die schärfste monetäre Bremsung der letzten Jahrzehnte hingelegt. Das wird sich erst 2024 richtig negativ in den Unternehmensgewinnen niederschlagen. Ich rechne in Europa und in den USA mit einer Rezession. Dann kommen auch die Aktienkurse noch mal zurück.

Aber dann müssen die Notenbanken die Zinsen wieder senken. Das würde den Börsen doch sicher gefallen.

Frank Fischer: So einfach ist das nicht. Wenn die Notenbanken wirklich anfangen zu senken, dann wird’s erst mal richtig übel. Weil dann klar wird: Es wurde zu stark gebremst, die Arbeitslosenzahlen steigen, und die Wirtschaft schrumpft. Da wird es an der Börse wohl noch mal richtig rumpeln.

Michael Reuss: Die Zinsen werden länger oben bleiben, als die meisten glauben. In den USA ist die Wirtschaft noch so stark, dass die Notenbank wahrscheinlich erst im dritten Quartal das erste Mal die Zinsen senken wird. Dennoch sehe ich nur temporäre Rückschlagsgefahr an den Aktienmärkten. Die Börsen sind ein Stück weit gefangen. Rezessionssorgen, restriktivere Notenbanken und geopolitische Krisen schränken das Potenzial nach oben ein. Aber klar ist auch: Wenn es hart auf hart kommt, pumpen die Notenbanken wieder Geld in die Märkte. Damit ist das Risiko nach unten ebenfalls sehr begrenzt.

Hendrik Leber: Wir sprechen immer über die Börsen. Das ist irreführend. Der Markt wird ja dominiert von

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