Börsenfux Jörg Lang

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Der Industriekonzern SGL Carbon ist mittlerweile saniert und glänzt im Halbleitergeschäft. Würde das Unternehmen zerlegt, ließen sich hohe Reserven heben

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Wenn ein Unternehmen in mehreren Geschäftsfeldern unterwegs ist, schauen Börsianer meist auf das schwächste Glied in der Kette. Befindet sich das auch noch im Rückwärtsgang, wird die gesamte Gruppe in Sippenhaft genommen, auch wenn sich andere Bereiche gut entwickeln. Das kann zu Fehlurteilen führen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn es wie etwa bei SGL Carbon einen Bereich gibt, der isoliert betrachtet wohl mehr wert ist als die Marktkapitalisierung des gesamten Konzerns. So gesehen wären die restlichen Aktivitäten weniger als null wert. Eine ziemlich pessimistische Einschätzung, die sich, so die Wette für Börsenfüxe, über Kursgewinne auflösen könnte.

SGL ist ein Spezialist für Grafit- und Carbonfaser-Produkte. Das Unternehmen, einmal Bestandteil des Hoechst-Konzerns, wurde in den 90er-Jahren in die Eigenständigkeit entlassen. Die Wiesbadener galten als technologisch führend in ihren Bereichen. Allerdings gab es immer wieder Probleme: Zu schnelles Wachstum und zu hohe Schulden sorgten für Restrukturierungsrunden.

Seit das aktuelle Managementteam das Geschäft nach 2020 neu aufgestellt hat, läuft es aber in ruhigeren Bahnen. Die Finanzkennzahlen sind deutlich verbessert, vor allem die Verschuldung ist mittlerweile in komfortablen Relationen.

Carbonbereich schwächelt. Dass der Markt dem Unternehmen die geglückte Restrukturierung nicht abkauft, liegt am schwachen Abschneiden der Carbonsparte. SGL berichtet in vier Geschäftsbereichen: Grafitprodukte, Prozesstechnologie, Carbonfasern und Carbonprodukte. Der mit Abstand wichtigste Bereich ist Grafit. Die Produkte, basierend auf synthetischem Grafit, gehen vor allem in die Halbleiterindustrie und in den Industriebereich. Ein starkes Standbein hat SGL bei der Fertigung von sogenannten Siliziumkarbid-Halbleitern. Die sind sehr stark gefragt, und ihnen werden von Experten wegen der günstigen Eigenschaften im Energieverbrauch weiterhin hohe Wachstumsraten vorhergesagt. Das heißt: SGL dürfte in seinem besten Geschäftsbereich eher zulegen können. Der Carbonbereich hingegen steht unter Druck. Ein wichtiger Vertrag mit BMW wird nicht verlängert. Weil auch die Windkraftbranche, die Carbon in den Flügeln verbaut, im Moment schwächelt, wird der Bereich 2023 deutlich weniger verdienen als im Vorjahr.

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