Architekten der Liebe

5 min lesen

Paarporträt

„Da waren vier, fünf schwere Krisen”, trotzdem gelingen dem Star-Architekten Matteo Thun und seiner Frau Susanne eine Arbeitsund eine Liebesbeziehung

Seit 41 Jahren sind Susanne und Matteo Thun verheiratet. Gemeinsam haben sie ein Imperium aus Architektur und Design aufgebaut. Man sieht es auch im Esszimmer an jedem Detail
FOTOS Alberto Zanetti

Es gibt zwei Arten von Paaren: Die einen sitzen gerne nebeneinander, fühlen wohl lieber, als sich zu sehen. Die anderen schauen sich frontal an. Auf Augenhöhe. Susanne und Matteo Thun wählen gegenüberliegende Plätze unter der Dachschräge. Es ist der fünfte Stock, unten liegt Brera, Mailands Designviertel, wo zum Salone, der Möbelmesse, wieder jeder Winkel ein Showroom ist. Doch hier oben ist New-Yorkblauer Himmel, Weite. Eleganz. Die Morgensonne leuchtet die Designklassiker wie auf einer Bühne aus. Man fühlt sich sofort wohl, will bei jeder K leinigkeit diskret fragen: Und woher stammt denn das Cocktailsesselchen dort, welchen Farbton haben Sie bitte schön als Wandgrün gewählt? Die Thuns sind eben Geschmackspäpste.

Er lehnt sich auf dem Viersitzer zurück, blickt über ein zum Couchtisch umfunktioniertes Mies-vander-Rohe-Daybed Richtung Süden. Sie sitzt auf einem Sessel, vorgebeugt, sprühend und immer ein bisschen spöttisch. Die beiden sind wie Pingpong-Partner, geübt im gemeinsamen Hin und Her.

Mal schneidet der eine ein bisschen an, mal schmettert die andere. So fliegen Ideen und Urteile, Daten, Urlaubserinnerungen, K indergeschichten, Schwärmerei und Korrekturen – doch selbst wenn es bei manchen Sätzen etwas zackiger wird, halten sie den Ball in der Luft; geben dem anderen Lob oder recht. Dass in diesem Spiel eines der erfolgreichsten Architektur- und Designbüros der Welt gegründet und seit nun 40 Jahren befeuert wird, kann man sich bestens vorstellen.

Susanne Thun: „Ich habe jetzt ein gewisses Alter und mehr Freiheit. Ich kann jetzt sagen, was ich wirklich meine.” Matteo Thun: „Aber du hast doch immer gesagt, was du denkst”

Matteo Thun – der Name ist eine Marke. Espressotassen und Hotels, Mineralwasserflaschen, Camparigläser, Steckdosen, Stühle, Uhren, Spas und Altersdomizile – es gibt fast nichts, was der Mann mit seinem Studio nicht geformt und in die Welt geschickt hätte. Meist zeitgeistschön, naturnah, reduziert, ohne große egomane Architektengesten. Zwei Büros hat die Firma, in Mailand und in München, und Matteo Thun reist durch die Welt, von Baustelle zu Projekt zu Baustelle, gerade brummt es vor allem in Südkorea.

Gegründet haben die Thuns die Firma zusammen 1984, ein Jahr nach der Hochzeit. „40 Jahre“, sagt er und streicht sich über die neuerdings sehr kurzen Haare, „das ist schon viel. Ich habe fast 30 Jahre gebraucht, bis die Maschine zur Perfektion gelangt ist. Jetzt läuft es.“ Bis heute ist

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel