Zwei Meinungen zum Thema Rente

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EIN LINKER UND EIN KONSERVATIVER DEBATTIEREN

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Der Linke aus Berlin

Gregor Gysi

76, Bundestagsabgeordneter der Partei Die Linke für den Wahlkreis 84 (Berlin-Treptow-Köpenick)

Die Erhöhung der Renten fällt in diesem Jahr in Ost und West erstmals gleich aus, da seit Juli 2023 der sogenannte Rentenwert angeglichen ist. Das wurde mehr als 30 Jahre nach der Herstellung der Deutschen Einheit auch höchste Zeit. Die über drei Jahrzehnte, in denen der Rentenwert Ost niedriger war als der im Westen, zementierten eine durch nichts zu rechtfertigende Ungleichheit. Gleiche Lebensleistungen spiegelten und spiegeln sich nicht in einer gleichen Rente wider.

Doch die Angleichung des Rentenwertes ist höchstens ein halber Schritt zur Beseitigung dieser Ungerechtigkeit. Denn die Deindustrialisierung nach der Wende im Osten und die damit verbundene Massenarbeitslosigkeit brachte für viele, die jetzt oder in den nächsten Jahren in Rente gehen, mitunter lange Zeiten von Arbeitslosigkeit, was zu niedrigeren Renten führt. Viele in der DDR erworbenen Rentenansprüche wurden nicht anerkannt.

Für viele im Osten ist zudem die gesetzliche Rente das einzige Einkommen im Alter. Sie konnten anders als im Westen kaum Vermögen aufbauen, weniger Wohneigentum erwerben, deutlich weniger Lebensversicherungen abschließen.Ansprücheaufbetriebliche Altersvorsorge wurden 1990 gestrichen. Die Mietsteigerungen und Heizkostenentwicklungen sind für sie mehr als unerträglich. Dagegen müsste der Gesetzgeber vorgehen.

Wer im Osten im Vergleich zum Westen für die gleiche Arbeit bei längerer Arbeitszeit einen geringeren Lohn erhielt, bezieht noch in Jahrzehnten eine geringere Rente für die gleiche Lebensleistung. Ostdeutsche Beschäftigte verdienen noch heute im Schnitt 17 Prozent weniger als westdeutsche.

SPD, CDU/CSU, Grüne und FDP haben dafür gesorgt, dass die frühere Höherwertung ostdeutscher Einkommen in Bezug auf die Rente mit der Angleichung des Rentenwertes ausgelaufen ist. Wir beantragen im Bundestag, diese Höherwertung so fortzuführen, dass es eine gleiche Rente für die gleiche Lebensleistung gibt, bis die Lohnangleichung ohnehin zu einer gleichen Rente führt. Wir müssen verhindern, dass man noch in 50 Jahren an der Rente merkt, ob jemand im Osten oder Westen tätig war und lebt.

Der Konservative aus Sachsen-Anhalt

Sepp Müller
FOTOS: Tobias Koch

35, CDU-Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis 70 (Dessau-Wittenberg) und einer der stv. Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

Unvorstellbar, aber wahr: nach 35 Jahren en

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