Die Herzenssprecherin

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Die deutsche Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal ist ein Phänomen. In Zeiten von Hass und Spaltung schafft sie es, als Speakerin auf großen Bühnen Brücken zu bauen und Menschen zusammenzubringen. Wie macht sie das nur?

Offener Blick, weiter Aktionsradius: Düzen Tekkal wagt sich in alle Räume, die ihrem Ziel der Menschlichkeit dienen. Auch bei Großkundgebungen (wie in Berlin, re.) spricht sie zu den Menschen
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Ein Café im Münchner Gärtnerplatzviertel, Düzen Tekkal wirbelt herein, schwarze Lederjacke, gelbe Bluse, offener Blick. Ob sie erkannt wird? Schwer zu sagen. Niemand reckt neugierig den Hals, als wir auf zwei Plüschsesseln im Eck Platz nehmen. Dabei sieht man die Berliner Filmemacherin und Menschenrechtsaktivistin in letzter Zeit sehr oft auf den Bühnen und Bildschirmen des Landes. Düzen Tekkal, 45, Tochter jesidischkurdischer Einwanderer aus der Türkei und in Hannover geboren, ist im Dauereinsatz – als leidenschaftliche Kämpferin für eine menschlichere Welt. An diesem Sonntag im Februar ist sie nach München gekommen, um auf der Theresienwiese zu jenen zu sprechen, die sich zu einer Demonstration gegen Rechtsextremismus versammeln wollen. Die Demo startet in drei Stunden, wir haben eine Stunde, um über sie und ihr Engagement zu sprechen.

In Deutschland gehen die Menschen gerade zu Hunderttausenden auf die Straße, um gegen Rassismus und für die Demokratie zu demonstrieren. Auch solche, die noch nie auf einer Demo waren. Was ist da gerade los?

Ich bin dankbar dafür, dass sich diese schweigende Mehrheit jetzt erstmals in die Öffentlichkeit wagt und diese Räume besetzt. Was wir hier erleben, ist ein neues großes Bündnis der Mitte.

Heute Abend wirst du zu diesen Menschen aus der Mitte sprechen. Hast du deine Rede schon geschrieben?

Ja, aber meistens halte ich mich nicht daran. Ich bin eine Herzenssprecherin. Ich finde es wichtig, die Stimmung zu spüren und darauf zu reagieren. Da geht es auch nicht darum, perfekt zu sein, sondern in der Menschlichkeit zu bleiben und sich mit seinem Herzen zu verbinden. Vielleicht habe ich eine verbindende Kraft entwickelt, weil ich es gewohnt bin, mit vielen Einzelinteressen gleichzeitig zu arbeiten. Und zwar nicht für mich, sondern für die Gemeinschaft.

Ist das schwieriger geworden in den letzten Jahren, weil es so viele extreme Positionen gibt?

Es ist sichtbarer geworden, dass es so viele -ismen gibt, die wir zu bewältigen haben wie Rassismus, Extremismus oder Antisemitismus. Trotz aller Spaltung sehe ich hier auch eine Riesenchance für Menschlichkeit. Die Verteidigung der Demokratie und der Menschenrechte ist jetzt kein

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